Atem-Übung 10

Das Tra­gen lassen

ist eine der unspek­ta­ku­lä­ren und gleich­zei­tig ganz gro­ßen Atem­übun­gen, es stärkt unser Ver­trau­en in unser Dasein.

Wir kön­nen sie im Sit­zen auf dem Hocker oder Büro­stuhl, in der Coro­na War­te­schlan­ge vor dm oder im Lie­gen im Park üben, also über­all, ohne damit groß auf­zu­fal­len, und wir pro­fi­tie­ren unmit­tel­bar davon.

Als ers­tes soll­ten wir uns in die­sen ver­schie­de­nen Posi­tio­nen mit unse­rer Acht­sam­keit den Auf­la­ge­stel­len unse­res Kör­pers zum Boden hin zuwen­den und uns freund­lich inter­es­siert fra­gen, bzw. wahr­neh­men, wie gestal­tet sich die­ser Kon­takt zum Boden / zur Unterlage.

Sit­zend, ste­hend und lie­gend spü­ren wir deut­lich die Ver­bin­dun­gen zu dem was uns trägt: wie der Boden sich anschmiegt an unse­re Füße, bzw. an den Rücken und unse­re Bei­ne, und die Sitz­flä­chen von Hocker oder Stuhl an unse­re Sitzhöcker.

Mit klei­nen spür­sa­men Gewichts­ver­la­ge­run­gen kön­nen wir im Sit­zen immer wie­der von neu­em den Bereich des Sit­zens über Füßen und Sitz­kno­chen und im Stand des Ste­hens über den Füßen auf­tau­en. Nach und nach lösen sich dabei unse­re inne­ren Span­nun­gen, der Atem beginnt frei zu flie­ßen, das Tra­gen las­sen entsteht.

In die­sem Pro­zess des Übens, wer­den die ein­ge­setz­ten Gewichts­ver­la­ge­run­gen nach und nach immer klei­ner, bis wir irgend­wann nur noch von dem inne­ren Schwin­gen der Atem­be­we­gung bewegt werden.

Das Zulas­sen ist ent­stan­den, die Grund­la­ge allen Ver­trau­ens, und wir kön­nen die Leich­tig­keit beim Sit­zen und Ste­hen erle­ben, ein gro­ßer Moment.

Wich­tig dabei ist, dass wir nicht über die Vor­stel­lung arbei­ten, son­dern mit unse­rer Samm­lung und Empfindung.

Wäh­rend wir die­se Auf­la­ge­stel­len klar emp­fin­den, las­sen wir uns nun tra­gen. Der Boden unter uns trägt uns, wir ent­span­nen, las­sen uns nicht nach unten fal­len, son­dern akzep­tie­ren und spü­ren, dass wirk­lich etwas unter uns da ist und uns trägt.

Der Boden schmiegt sich immer deut­li­cher von unten an uns heran.

Das Tra­gen las­sen ent­steht womög­lich leich­ter im Lie­gen, weil die tra­gen­de Unter­la­ge grö­ßer ist und wir eher gewohnt sind, im Lie­gen Span­nung abzu­ge­ben. Aber das kann auch gleich­zei­tig das Tra­gen las­sen ver­hin­dern. Im Lie­gen sind wir ver­sucht uns „abzu­ge­ben“, eher zu regre­die­ren … und das hat mit Tra­gen las­sen nichts zu tun.

Beim Tra­gen las­sen blei­ben wir wach, ver­an­kert in unse­rer Ich-Kraft und dösen nicht ent­spannt vor uns hin.

Also aus­pro­bie­ren und üben, bis die Qua­li­tät des Tra­gen las­sen klar wird und mit inne­rem Inter­es­se ohne jeg­li­chen Leis­tungs­druck dabei sein.

Viel Freu­de damit
Ger­trud

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